Familiennamen französischer Herkunft
Die Nachnamen wurden auf Grund des Berufes, Standes, Wohnortes, persönnlichen Eigenschaften usw. vergeben.
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Der Hauptgrund ist der Zuzug französischer Glaubensflüchtlinge im 17. Jahrhundert. Diese, zur damaligen Zeit als Réfugiés bezeichneten protestantischen Christen sind heute unter dem Begriff Hugenotten allgemein bekannt. Im deutschen Sprachraum siedelten sich insgesamt circa 38000 bis 44000 französische Glaubensflüchtlinge an, davon circa 3800 in Hessen, 3400 im Rhein-Main-Gebiet, 3400 in der Kurpfalz, 3200 in Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth, 3000 in Württemberg, 1500 in Hamburg und Bremen, 1500 in Braunschweig-Lüneburg, 800 in Baden-Durlach, 250 in Kursachsen (Leipzig, Dresden), 250 in Nassau-Schaumburg, 600 in Thüringen, Mecklenburg, Anhalt, Lippe-Detmold, Danzig, Neuwied u.a.
Das französische Familiennamensystem wird in vier Gruppen eingeteilt: Namen aus Rufnamen (patronymes, matronymes), Namen nach der Herkunft (noms d’origine), Berufsnamen (noms de métiers) und Übernamen (sobriquets). Herkunftsnamen werden zudem in Namen nach der Herkunft aus Orten (provenance) und Namen nach der Herkunft aus näherer Umgebung (voisinage) unterteilt. Die Namen nach der Herkunft bilden die älteste Gruppe, die Namen aus Rufnamen machen den größten Teil der circa 800000 französischen Familiennamen aus. Die häufigsten französischen Familiennamen sind Patronyme:
Martin (228857), Thomas (108141), Robert (102950) und Durand (99614).
Familiennamen aus Rufnamen
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Ursprünglich wurden die Beinamen aus Rufnamen in den auf Redezusammenhängen basierenden Formen Martin le fils (der Sohn) Guillaume, Marie la fille (die Tochter) au Bossu, Marie la femme (die Frau) de Bernard oder Jean le Martin niedergeschrieben. Diese Formen wurden im Laufe der Zeit verkürzt und auf unterschiedliche Weise in den Familiennamen konserviert:
(1) Präposition + Rufname: Aubossu, Debernard, Dauger, Daubert, Auberthier, Deguy, Dejean;
(2) Rufname + Erläuterung: Jeanfils, Petitjean (klein);
(3) Rufname: Bernard, Auger, Aubert, Guy, Jean, Guillaume, Martin, Paul.
Wie im Deutschen ist die Gruppe der Patronyme durch zahlreiche Varianten geprägt, die auf der Anfügung von Verkleinerungsendungen wie -et, -ot, -in, -on, -aud oder -ard beruhen. Diese Endungen können zum einen bei der Bildung des zugrundeliegenden Rufnamens verwendet worden sein. Zum anderen kann damit eine Zugehörigkeit im Sinne ‘der kleine resp. der Sohn von …’ ausgedrückt werden.
die Namen: Denis – Deniset, Denisot, Guillaume – Guillot, Martin – Martinaud, Martinet, Martinon, Jehan – Jehannet, Jehannin, Michel – Michelin, Michard, Michet, Michaud, Etienne – Tenon, Tenot, Etiennot, Etiennet oder Robert – Robin
Familiennamen nach der Herkunft
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Den Namen nach der Herkunft aus Orten bei der schriftlichen Erfassung die Präposition de ‘von’ vorangestellt:
de Beauvais, de Besançon, de Caen.
In dieser Form blieben die Herkunftsnamen jedoch nicht erhalten. Im Laufe der Zeit wurde die Präposition bei Namen mit zwei oder mehr Silben getilgt. Festgeschrieben wurde somit Beauvais oder Besançon. Bei einsilbigen Familiennamen konnte die Präposition wegfallen, aber auch mit dem Namen verschmelzen: Caen, Decaen oder Metz, Demetz sind bezeugt.
Um eine Herkunft aus Gebieten und Ländern anzuzeigen, wird die entsprechende ethnische Bezeichnung gewählt: Picard (Picardie), Lelorrain (Lothringen), Lebreton (Bretagne) oder Lallemand (Deutschland).
Wie die Herkunftsnamen aus Orten wurden auch die Wohnstätten Namen entsprechend dem Redezusammenhang schriftlich erfasst. Hierbei sind folgende Varianten fest geworden:
(1) Artikel + Präposition + Örtlichkeit: Delaforest (Wald), Delaroche (Felsen), Delaporte (Tor), Delaplace (Platz).
Das häufig vorangestellte Du- vereint die Präposition de und den männlichen Artikel le: Duval (Tal), Dubois (Wald), Dulac (See);
(2) Präposition + Örtlichkeit: Depont (Brücke), Devallée (Tal), Desfontaines (Quelle), Desroches (Felsen);
(3) Artikel + Örtlichkeit: Lafontaine (Quelle), Laforêst (Wald), Lavallée (Tal), Lecru (Höhle), Lehec (Gattertür);
(4) Endpunkt des Abschwächungsprozesses ist die Nennung der Örtlichkeit ohne weitere Zusätze: Forest, Lac, Bois, Roche.
Berufsnamen
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Berufsnamen können zum einen direkt aus einer Berufsbezeichnung entstanden sein, wobei Bildungen mit und ohne Artikel möglich sind:
(1) Ohne Artikel: Meunier (Müller), Fèvre (Schmied), Pêcheur (Fischer), Tondeur (Schafscherer), Gachet (Wächter);
(2) Mit Artikel: Lefèvre, (Schmied), Lhuillier (Ölhersteller, -händler), Lethuillier (Ziegelbrenner), Leveneur (Jäger), Levandier (Händler).
Zum anderen wurden im Französischen indirekte Berufsnamen gebildet, indem auf das Arbeitswerkzeug, -material oder -produkt Bezug genommen wurde. Beispiele hierfür sind die Namen Roty (rosti ‘gebratenes Fleisch, Braten’), Caulet (caulet ‘Kohl’), Marteau (marteau ‘Hammer’) oder Carbon (carbon ‘Kohle’).
Übernamen
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Wie im Deutschen offenbaren auch im Französischen die Übernamen die unterschiedlichsten Benennungsmotive. Sie referieren jedoch auch hier vor allem auf Auffälligkeiten in Charakter und äußerer Erscheinung des ersten Namenträgers.
Zum einen finden sich Benennungen durch direkte Bezeichnung: Blanc (weiß), Lefort (stark), Petit (klein), Jeune (jung), Brunet (braun), Joli (schön), Barbet (Bart), Jambe, (Bein), Pocquet (Blattern, Pocken), Lebossé (Buckel), Lefils (Sohn).
Zum anderen sind Namen bezeugt, die im übertragenen Sinn auf das Benennungsmotiv verweisen: Bourdon (Hummel, Brummfliege), Rossignol (Nachtigall), Leloup (Wolf), Lutun (Kobold), Comte (Graf), Ombre (Schatten), Pellet (Härchen), Trichot (Trug).
Übernamen konservieren oft regionales Wortgut, die Namen, die auf weniger schmeichelhafte Züge des Erstbenannten referieren, mitunter die Gassen- und Gaunersprache des Mittelalters: Baube (stotternd), Hérissé (zottelig), Hingre (mager), Clopin (hinkend).
Suffixe wie -art, -aut, -ier, -on, -et können bei einem Übernamen nicht nur diminutive, sondern auch pejorative Bedeutung haben: Chauvet (chauve ‘kahl’), Froissard (froissier ‘zerstören, zerstückeln’), Goiset (gosier ‘Rachen, Schlund’), Pecquet ( pecque ‘dumm’), Petitot, Pinget (pingue ‘dick, fett’).
Beispiele anhand Herkunft und Abänderung
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Germain: Schermeng
Hubin: Hubing
Jeandin: Chanding, Schandin, Schandein
Jourdain: Schording
Saint-Marc: Sémar
Saint-Paul: Sentpol, Senktpaul
Toussaint: Dussing, Tussing
Vincent: Weisang
Allmand: Allmang, Alman
Clément: Klemang
Croissant: Grassan, Grassant
Detemple: teilweise Detampel
Grojean, Grosjean: Grosan, Großan
Jourdain: Schordan
Laurent: Lorang, Lohrang, Lohreng, Lorent
Marchand: Marschand
Paysan: Baysang, Beysang, Paysang
Baudeson: Botzong, Botzung, Bozung
Berlion: Berlejung
Boutemont: Buttmann
Carbon: Karbung
Collon: Collong, Gollong
Dumont: Dumong
Housson: Hussong, Hussung, Houssong
Legron: Leckron, Legrom, Ligrum
Maçon: Masson, Massong, Massohn
Perron: Perong, Perrung, Berrang
Person: Persang
Garrigues: Jariges
Germain: Schermeng
Gillot: Schillo
Girard: Schirra
Grojean, Grosjean: Grosan, Großan
Jacquet: Schacke
Jeandin: Chanding, Schandin, Schandein
Jeanne: Schahn, Tschan
Joli, Joly: Jouly, Schuly
Micheaud, Migeot: Mischo
Vinçon: Vinson
Maçon: Masson, Massong, Massohn
Clément: Klemang
Dacqué: Dackee
Héritier: Ehritt
Lavalée: Laval
Lamarché: Lamarche
Baudeson: Botzong, Botzung, Bozung
Caulaincourt: Collingro, Kollingkro
Laurent: Lorang, Lohrang, Lohreng, Lorent
Micheaud, Migeot: Mischo
Bouquet: Buque
Jourdain: Schording
Louis: Luy, Lui
Housson: Hussong, Hussung, Houssong
Boutemont: Buttmann
Radoux: Radu
Toussaint: Dussing, Tussing
Dumont: Dumong
Dupont: selten Düpont
Dupré: Düpré, Düpre
Leduc: Ledück
Charrier: Scharrier
Chevalier: Schwalie, Schwalge
Hochard: Hoschar
Marchand: Marschand
Lavalée: Lawall
Vilotte: Wiloth, Willot, Wilot
Bouquet: Buque
Breford: Brefort, Brehforth
Deprez: Depré, Debre
Gillot: Schillo
Hochard: Hoschar
Jacquet: Schacke
Micheaud, Migeot: Mischo
Radoux: Radu
Perrot: Berroth, Berrodt
Picard: Bickar, Bigar, Pickert
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Quelle
Margit Hartig und Judith Schwanke französische Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, 458 ff.